„Was wäre, wenn…?“
Stell Dir vor Du wärst ein Eichhörnchen, ein Maulwurf, ein Igel oder ein Braunbär…. und Du würdest jedes Jahr einen Winterschlaf oder eine Winterruhe einlegen. In dieser Zeit bringst Du Verlangsamung und Entschleunigung in Deine Welten, Du reduzierst Deine Konsumgewohnheiten, vergisst Deine Feierlaune, weil Du von den Begegnungen zehren kannst, die Dich berührt haben. Du schiebst Dinge auf, die eigentlich warten können und Du wirst müde davon, was Du vorher getrieben und geleistet hast.
Im Frühling aber erwachst Du mit neuem Tatendrang, krempelst die Ärmel hoch und willst es wieder angehen. Du schmückst Dein Heim, machst es sauber, putzt Dich selber fein heraus, legst sozusagen Dein Winterfell ab und erfindest Dich neu. Du suchst Dir Energiequellen. Du blühst richtig auf. Ringsherum siehst Du, wie alles wächst und grünt. Du knüpfst dort an, wo Du aufgehört hast, gehst Deiner Arbeit nach, bandelst an, hörst Dich um, probierst aus.
Im Sommer bist Du dann schon richtig in Fahrt und gut darin, in allem, was Du schon gemacht und erreicht hast. Du hast Dein Netzwerk aktiviert und erweitert, Du feierst. Es bleibt lange hell und Du spürst, wie Dich die Sonne durchströmt. Du lebst in Hülle und Fülle. Du läufst auf Hochtouren, bist in Höchstform, im Saft. Du bist kaum zu stoppen.
Und wenn der Herbst kommt, dann bist Du reif für den Genuss. Du sammelst Schätze, Du hortest Liebgewonnenes, Du teilst und tauschst mit anderen, Du berichtest über Erlebtes, Du siehst die Farben und schmeckst die Ernte. Du feierst das Leben, Du bist glücklich und satt.
Dann, wenn die Tage beginnen kürzer und kälter zu werden, wärmst Du Dein Heim, begibst Dich nach innen, hältst inne, blickst zurück, schaust nach vorne, gibst der Müdigkeit nach, nimmst Dinge nicht mehr so wichtig, hältst Dich zurück, reflektierst, liest ein Buch, schaust einen Film, isst eine Suppe, hörst Musik, redest wenig, schläfst viel. Du begibst Dich in die Winterpause.
Zum ersten Mal entdecke ich einen tiefen Sinn im Zyklus der Jahreszeiten. Sie zeigen mir vor, wie es das System Natur macht. Von innen nach außen wachsen im Einklang mit dem Außen. Für mich eine schöne Metapher dieser Winterschlaf.
Und dann geht meine Fantasie mit mir durch:
*Was, wenn es eine jährliche Winterkarenz gäbe?
*Was, wenn unsere Kinder lange Winterferien hätten?
…
Und während dieser Text entsteht, begegnen mir ähnlich Überlegungen von Menschen, die sogar schon Gedichte und Bücher darüber geschrieben haben. Zum Beispiel:
*Kitty O’Meara: And the people stayed home
*Katherine May: The power of rest and retreat in difficult times
P.S. Ja, Eulen halten Winterruhe .
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